Archiv Frauenpolitik |
Stichwortreferat mit Zeittafel
von Johanna Werner-Muggendorfer, MdL,
stellvertretende Vorsitzende der SPD-Landtagsfraktion
Chronologie für Frauen(rechte)
Geschichtlicher Abriß, könnte bei Adam und Eva beginnen,(nach dem Motto. Gott erschuf Mann und Frau gleich, dann haben sich die Frauen weiterentwickelt) doch neueste wissenschaftliche Ergebnisse kommen zu der Überzeugung, die Geschichtsschreibung muß umgeschrieben werden, da nicht das Männliche zuerst da war, sondern das Weibliche. ("Ein Mann zu sein ist der häufigste genetische Defekt in der Natur". sagt Jens Reich, Humanbiologe).
Durch Klonen haben sich Männer überflüssig gemacht.
Daten für Frauen
1848 Hauptforderungen der bürgerlichen Revolution: Berufsfreiheit, Wahlrecht für Frauen, Bildung und soziales Wirken
1857/58 New Yorker Arbeiterinnen demonstrieren für bessere Arbeitsbedingungen
1865 gründet Louise Otto-Peters den Allgemeinen Deutschen Frauenverein
1869 Sozialdemokratische Arbeiterpartei erlaubt Mitgliedschaft von Frauen (Lasalle für seinen Allg. Dt. Arbeiterverein 1864 erlaubte dies noch nicht)
Allerdings endete er für eine Frau ein einem Duell!
1876 ruft Hedwig Dohm zur Gründung von Frauenstimmrechtsvereinen auf
1878 schreibt Freiherr von Knigge (Über den Umgang mit Menschen): Ich muß gestehen, daß mich immer eine Art Fieberfrost befällt, wenn man mich in Gesellschaft einer Dame gegenüber oder an die Seite setzt, die große Ansprüche auf Schöngeisterei oder gar auf Gelehrsamkeit macht. Wenn die Frauenzimmer doch nur überlegen wollten, wie viel mehr Interesse diejenigen erwecken, die sich an die Bestimmung der Natur halten...
(Kein Wunder: beim Mann das Auge besser entwickelt als der Verstand)
1879 schreibt August Bebel:"Die Frau in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft"(wird verboten - Sozialistengesetz)
1884 Brockhaus: "In Deutschland findet das Frauenstimmrecht außerhalb gewisser sozialdemokratischer Kreise bei den praktischen Politikern wie bei Vertretern der Wissenschaft kaum irgend welche Befürwortung."
1891 Erfurther Programm der SPD enthält Frauenwahlrecht und privatrechtliche Gleichstellung der Geschlechter
1895 SPD im Reichstag bringt Gesetzentwurf für Frauenwahlrecht ein(abgelehnt)
1900 schreibt Paul Möbius "Über den physiologischen Schwachsinn der Frauen"
Frauen(Kinder und Schwachsinnige) dürfen nicht an politischen Versammlungen teilnehmen
1900 erstmals Frauen an der Olympiade (sechs Frauen)
1901 erste Studentinnen
1903 erstmals Nobelpreis für eine Frau (Marie Curie)
1903 SPD Parteitag beschließt: in allen Wahlkämpfen Frauenwahlrecht zu betonen
1905 Frauenwahlrecht in Finnland
1908 Frauenwahlrecht in Dänemark
1908 erfolgreicher Streik von Hemdennäherinnen in Manhattan
1908 Nationales Frauenkomitee regt eine nationale sozialistische Demonstration an (am 20. Februar 1908 findet in den USA der erste nationale Frauentag statt.)
1909 erste Frau unternimmt mit einem Doppeldecker Alleinflug (Elise de Laroche)
1910 Zweite sozialistische Frauenkonferenz in Kopenhagen- hier wird die Idee des Internationalen Frauentages geboren
1911 Erster Internationaler Frauentag . Motto: "Her mit dem Frauenwahlrecht"
Damals 45.000 Frauen bei politischen Versammlungen, Einladerinnen und Rednerinnen (Dänemark, Deutschland, Österreich, Schweiz, USA)
1912 schon dabei: Frankreich, Holland,Schweden
1912 singen die streikenden Textilarbeiterinnen in Lawrence: We want bread and roses, too.
1913 Rußland Tschechoslowakei schließen sich an
1917 am 8.März streiken Petersburger Textilarbeiterinnen
1918 (12.Nov.) erhielten die Frauen endlich das Wahlrecht
1919 (19.Jan.) aktives und passives Wahlrecht für alle Staatsangehörigen ab 20. Lebensjahr bei Wahl der Nationalversammlung
1919 Marie Juchacz / SPD stellt fest: Das ist das erste Mal, daß in Deutschland die Frau als Freie und Gleiche im Parlament zum Volke sprechen darf.
1919 wird das Zölibatsgebot für Lehrerinnen aufgehoben
1920 dürfen sich auch Frauen habilitieren
1921 Frauen aus 4 Ländern protestieren mit einer Frauen-Olympiade
In der Weimarer Republik standen der Kampf gegen Massenarbeitslosigkeit, gegen den § 218 und die faschistische Bedrohung im Vordergrund.
In der Zeit des Faschismus war das Datum (Int.Frauentag) ein Gedenktag für die Frauen im Widerstand und in den Konzentrationslagern, aber auch der Wunsch und die Hoffnung auf ein besseres Leben im Frieden .
1932 Frauentag wird nicht mehr begangen(verboten)
Während des Krieges, waren die Frauen in vielen wichtigen Funktionen tätig.
Umso mehr war es enttäuschend für die Frauen, daß sie nach dem Krieg wieder in die zweite Reihe zurückgeschickt wurden.
1946 in sowjet. Besatzungszone wieder Frauenkampftag
1949 wird die Gleichberechtigung im Grundgesetz verankert Art.3: "Alle Menschen sind vor dem Gesetz gleich. Männer und Frauen sind gleichberechtigt."
1957 im Art.119 des EWG Vertrages wird der Grundstein für die Gleichberechtigung in Europa gelegt.
1975 Internationales Jahr der Frau
1980 EG Anpassungsgesetz tritt in der BRD in Kraft, das die Gleichbehandlung von Frauen und Männern am Arbeitsplatz regelt.
1985 ratifiziert die BRD die UN Vereinbarung zur Beseitigung jeder Form der Diskriminierung der Frau.
1990 Das mittelfristige Aktionsprogramm der EG zur Förderung der Chancengleichheit für Frauen und Männer beschlossen.
1994 FrauenStreiktag
1995 Weltfrauenkonferenz und NGO-Forum in China
1996 Gleichstellungsgesetz im Bund
1996 Gleichstellungsgesetz in Bayern
1997 Motto des Int. Frauentages: "Nicht auf unserem Rücken"
1998 Motto des Int. Frauentages: "So wollen Frauen leben! Gleich bezahlt, selbstbestimmt, sozial abgesichert, gleichberechtigt"
In der Bundesrepublik war der Internationale Frauentag in den 60er Jahren weitgehend in Vergessenheit geraten.
Erst die demokratische Frauenbewegung, die Gewerkschaften und der Feminismus haben den 8.März wieder belebt.
Drei wesentliche Veränderungen im 20.Jahrhundert bilden Voraussetzungen für den Wandel der Rolle der Frau in der Gesellschaft:
- Frauenwahlrecht beschlossen 1918 , erstmals ausgeübt 1919
- Chancengleichheit bei der Bildung (allerdings nur in der "ersten" Welt, weltweit ist jede 4.Frau Analphabetin - aber an deutschen Universitäten schreiben sich 1995/96 erstmals mehr Studentinnen als Studenten ein!)
Perspektiven:
Es gibt zwar herausragende Leistungen einzelner Frauen, die als Vorbilder dienen, aber die alltägliche Leistung der Hausfrau, Mutter, Berufstätigen, Alleinerziehenden wird zu wenig anerkannt.
Der volkswirtschaftliche Nutzen geht jährlich in die Billionen.
Ein verändertes Frauen und Familienbild erzwingt eine veränderte Frauen und Familienpolitik.
Die "Frauenministerinnen" in Land und Bund sind dieser Aufgabe nicht gewachsen.
Teilhabe der Frauen an der Macht (politisch wie wirtschaftlich) nicht erreicht.
Strukturen in Politik und Wirtschaft sind geprägt von männlichen Normen und männlichen Möglichkeiten.
Unser Staat ist männlichen Geschlechts.
In den meisten Ländern wird die Politik nur von Männern gemacht.
Frauen haben weltweit nur jeden 10. Parlamentssitz inne. (Studie der interparlamentarischen Union).seit der letzten Untersuchung von vor zwei Jahren hat sich der Frauenanteil in 179 Parlamenten weltweit nur um 0,4 % erhöht.
Bundesrepublik. von 672 Bundestagsabgeordneten sind 179 Frauen ( das ist der neunte Platz). Schweden und Norwegen mit 40% und Finnland und Dänemark mit 33% sind Spitzenreiter. Die USA belegen mit 10% den 41. Rang, Frankreich mit 6% auf Rang 71. in Vietnam ist fast jedes fünfte Mandat in Frauenhand und belegt Platz 19.Schlußlicht sind die arabischen Staaten mit 2%.
Je höher der Posten, desto weniger Frauen besetzen ihn. Nur 7% der Fraktionsvorsitzenden sind (weltweit) Frauen.
Der bayerische Landtagspräsident Horlacher meinte einst, eine Frau im Parlament ist wie eine Blume, mehrere aber wie Unkraut!
Deshalb: Mehr Unkraut ins Parlament!!!
War es vor 80 Jahren für Frauen ein Erfolg, wählen zu können, so ist es heute das Problem der Frauen wählbar zu sein und zwar nicht nur formal auf dem Papier sondern real.
Quotendiskussion, Reißverschluß: Die einzige Partei, die in ihrer Satzung eine Quote für Ämter und Mandate festgelegt hat, ist die SPD.
Veränderung der Lebensbedingungen, der Rahmenbedingungen.
Umfrage von 1984: Politik ist "Männersache" sagen 14% der Frauen und 24% der Männer.
In Betrieben nicht viel besser:
Von 52.000 Führungspositionen - 2000 Frauen
VW beschäftigt ca. 120.000 Arbeitnehmer/innen, davon 14.200 Frauen, bei 290 leitenden Angestellten, keine Frau.
Nixdorf: 14.200 Beschäftigte, davon 3780 Frauen, bei 500 leitenden Angestellten keine Frau.
Anteil der Frauen an den Beschäftigten: 47,8%, Frauen in Führungspositionen :1,4%
Frau Professor Funke (FH Darmstadt) hatte Mitte der 80iger Jahre in einer Untersuchung festgestellt, daß 48% der Frauen in mittleren und oberen Führungsfunktionen nicht verheiratet sind, in keiner festen Partnerschaft leben und keine Kinder haben. Dagegen sind 97% der Männer in vergleichbaren Positionen verheiratet und haben Kinder.
In Zeiten der Massenarbeitslosigkeit fallen schon Bemerkungen, wie (Alois Glück) Frauen, die auf den Arbeitsmarkt drängen, sind schuld an der hohen Arbeitslosigkeit.
Arbeitslosigkeit Dez.1996: Bayern: 437.691 davon Männer:246 126, Frauen :191.565
Im Januar 1997 wurden erstmals die 200.000 überschritten, im Februar 1997: 200.335, der Anstieg gegenüber dem Vorjahresmonat beträgt 22.112 oder 12,4%.
BRD: 4.148.145
Arbeitslosenzahlen Oktober 1997:
BRD: 4.290.288
Bayern: 408.327 (Männer:212.049, Frauen:196.278)
Es gibt noch viel zu tun......
Arbeitslosigkeit, Sozialabbau, Gleichstellung, Paritität in Entscheidungsfunktionen und dann international: die Unterdrückung der Frauen, Beschneidungsrituale an Mädchen, Wertigkeit von Mädchen(Abtreibung weiblicher Föten) Weltfrauenkonferenz.(Frauenrechte sind Menschenrechte).......
Aber freiwillig werden wir nichts bekommen, schon Cato fürchtete:
"Sobald die Weiber uns gleichgestellt sind, sind sie uns überlegen."