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NS-Frauenideologie

Das nationalsozialistische Frauenbild war im Grunde kein Frauen-, sondern ein Mutterbild: Ein weiblicher Mensch wurde fast nie als "Frau" gesehen, sondern immer gleich als "Mutter", denn nach den Vorstellungen der NS-Ideologen war die Frau ein naturbestimmtes Wesen. (...) Wenn Frauen in der NS-Ideologie ausgezeichnet wurden, dann unter der doppelten Reduktion auf die "deutsche Mutter"; denn eine Frau, die keine "Deutsche" im rassenideologischen Sinn war, wurde nicht als Mensch anerkannt. (...)

Auf die Seite der "geburtenfördernden" Maßnahmen gehören neben rein "ideellen" Anreizen wie dem Mutterkreuz die Ehestandsdarlehen für junge "deutsche" und "erbgesunde" Familien, (...) die starke Einschränkung von Verhütungsmitteln und die Todesstrafe für aktive Abtreibung sowie die ständige Werbung an "deutsche", "erbgesunde" Männer und Frauen, Familien zu gründen und viele Kinder zu bekommen.

Zu den "geburtenverhindernden" Maßnahmen gehörten die hunderttausend Zwangssterilisationen und die Zwangsabtreibungen an als "erbkrank" angesehenen "Deutschen" und an Jüdinnen und Zigeunerinnen, die Morde an angeblich "erbkranken" psychisch Kranken, die "Nürnberger Rassegesetze" und schließlich auch die millionenfach Morde an den europäischen Juden. (...)

Das Frauen- bzw. Mutterbild des NS-Kults blieb von der Wirklichkeit der Frauenarbeit weitgehend unberührt. In den Kult-Texten kommt Arbeit von Frauen nur als direkter Arbeit für die Familie vor oder als Ersatzarbeit für den in den Krieg gezogenen Mann. Im letzteren Fall ist die Frau dann allerdings meist Bäuerin und geht statt ihres Ehemanns aufs Feld, übt also eine Arbeit aus, die sich gut mit dem NS-Frauenbild dessen Ideal die "deutsche " Bäuerin mit zehn Kindern war, vereinbaren ließ.

erst gegen Ende des Krieges wird in den Reden der "Mütterehrungsfeiern" auch der "arbeitenden Frau" bzw. der "Frau im Rüstungseinsatz" gedankt, die natürlich auch dann noch nebenbei viele Kinder bekommen sollte. In den Kult-Texten selbst, in den Liedern und Gedichten der Muttertagsfeiern, kommt Frauenarbeit weiterhin nur als Familienarbeit bzw. als Bäuerinnenarbeit vor. (...)

Der NS-"Mutterkult" war nicht ein Aspekt der NS-Frauenideologie unter anderen, sondern ihr Zentrum, er entsprach der bestimmenden Vorstellung, die die Nazis von ("deutschen") Frauen hatten. (...) Eine Frau, die keine Kinder hatte oder wollte, galt nicht als richtige Frau, deshalb brauchte sie im Kult nicht berücksichtigt zu werden.

Quelle:
Irmgard Weyrather, Muttertag und Mutterkreuz, Frankfurt/M. 1993

 


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