Archiv Frauenpolitik |
PE 29 Feb. 2000
Regierung wertet Frauenförderung auf
Von Christoph B. Schiltz
Berlin - Die Bundesregierung will die Stellung der Frauen in Betrieben künftig verbessern. Bundeswirtschaftsminister Werner Müller (parteilos) sagte der WELT: "Ich fordere die deutsche Wirtschaft auf, mit der Bundesregierung in einen konstruktiven Dialog über Frauenförderung zu treten. Wer sich bei diesem Thema der Diskussion nicht stellt, der will das, was an Ungleichheit zwischen Männern und Frauen in vielen Unternehmen herrscht, zementieren." Nach Ansicht des Ministers werde nicht immer so gefördert, wie dies notwendig wäre. Es dürfe beispielsweise nicht passieren, dass die Geburt eines Kindes zum Karrierehemmnis wird. Müller: "Ich hielte es für durchaus sinnvoll, wenn Unternehmen, die sich in vorbildlicher Weise um ihre weibliche Belegschaft kümmern, ein Zertifikat erhielten, das sie als frauenfreundlichen Betrieb ausweist. Dies kann auch ein Wettbewerbsvorteil für das Unternehmen sein, und zwar in mehrfacher Hinsicht."
Müller forderte die Wirtschaftsverbände auf, Frauen stärker in Führungspositionen zu berücksichtigen, damit sich auch dort ein Querschnitt der Gesellschaft widerspiegele. "Ich könnte mir beispielsweise sehr wohl einmal eine BDI-Chefin vorstellen." Enttäuscht zeigt sich der Minister über die Reaktion der Wirtschaft auf eine Fragebogen-Aktion seines Ministeriums. Er habe, so Müller, "an über 60 ausgewählte Firmen von unterschiedlicher Größe die Bitte um Stellungnahme zu Vorschlägen für Frauenförderung in den Betrieben gesandt". Aber nur zehn Betriebe hätten geantwortet. "Alle, die sich nicht gerührt haben, habe ich ein zweites Mal angeschrieben". Letztlich erhielt das Ministerium 19 Antworten. Müller: "Das ist bemerkenswert. Wenn das die Einstellung der Wirtschaft zum Thema Frauenförderung ist, dann werde ich hellhörig. Die Unternehmen dürfen nicht glauben, dass man durch Verweigerung dieses Problem erledigen könne."
Bundesfamilienministerin Sabine Bergmann hat bereits erste Schritte zur Frauenförderung geplant. Sie fordert eine Novelle des Bundeserziehungsgeldgesetzes. Derzeit existiert aber nur ein Referentenentwurf. Demnach soll der Erziehungsurlaub wesentlich flexibilisiert werden. So kann ein Anteil von bis zu 12 Monaten des Erziehungsurlaubs noch bis zum achten Lebensjahr genommen werden. Zudem sollen Frauen nach der Schwangerschaft in Betrieben mit mehr als sechs Arbeitnehmern einen Anspruch auf Teilzeitarbeit erhalten.