www.lochner-fischer.de (aufgenommen am 10.07.2004)
  Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen in Bayern
 

Infopapier für den AsF-Landesvorstand zu

Gentechnik - Chancen - Risiken
von Barbara Hermanns, Mitglied im AsF-Landesvorstand

Anlass für diese Anmerkungen ist der Freisetzungsantrag für genveränderte Kartoffeln in Möttingen, die mehr Stärke für die Papierherstellung enthalten sollen. Freisetzung nennt man einen großflächigen Anbau unter freiem Himmel.
Zwar säen sich die Kartoffeln nicht aus, dennoch bleiben wahrscheinlich nach der Ernte Kartoffeln im Boden zurück. Was im Boden und mit den Mikroorganismen dort geschieht, weiß man nicht.
Was etliche Spritz- und Düngemittel in Böden und Grundwasser sowie Gewässern anrichten können, weiß man. Deshalb gibt es Richtlinien gegen ihren Einsatz. Der Einsatz von Spritzmitteln wird durch Gentechnik nicht ausgeschlossen. Es kommen wegen sich entwickelnder Resistenzen bei Tieren und Pflanzen neue Spritzmittel auf den Markt und werden oft gleich im Doppelpack mit dem Saatgut verkauft.
Gewinner sind die großen Konzerne.

Was ist Gentechnik?

Gentechnik ist ein Verfahren, um erwünschte Eigenschaften - von Tieren oder Pflanzen - in das Erbgut einer Pflanze oder eines Tieres zu übertragen.
Grüne Gentechnik --> Landwirtschaft
Rote Gentechnik --> Medizin

Wie wird das gemacht?

In der Gentechnik wird ein erwünschtes Merkmal aus der Zelle oder dem Zellkern entnommen (Tier, Pflanze), vermehrt, z.B. bei der Genkanonentechnik auf Goldkügelchen übertragen und auf Pflanzenzellen geschossen. Die wiederum streifen die Gene ab und bauen sie in den Zellkern ein. Um den Erfolg zu überprüfen, werden die Gene mit z.B. Antibiotikabakterien markiert (Landwirtschaft) (Antibiotikaresistenz mit Nahrungsaufnahme z.B. Schweinefleisch). Eine andere Methode ist, über Bakterien (Akrobacter) DNA-Moleküle in die Zelle einzuschleusen.

Einsatz der Grünen Gentechnik

A Landwirtschaft

a) Herbizidresistenz:
Hier werden Gene eingebracht, die die entsprechende Pflanze gegen bestimmte Pflanzenschutzmittel widerstandsfähig macht, alle anderen Pflanzen sterben ab z.B. Roundup von Montsanto
b)Insektizidresistenz:
Hier werden Gene eingebracht, dass die Pflanze bei Spritzen überlebt oder sich selbst gegen ein bestimmtes Insekt wehrt. Z.b. Mais. Botulinus toxin tötet den Maiszünsler ab
b) a+b
kombinierte Resistenzen

B Lebensmittelverarbeitung

Gentechn. Herstellung von Enzymen (noch unter 0,9%)
1. Amylase (Brotherstellung)
2. Pekinase (Fruchtsäfte)
3. Chymosin (Käseherstellung)

Anbau gentechn. veränderter Pflanzen in Millionen Hektar

USA 36
Argentinien 12
Brasilien 3,6
Kanada 3,2
China 1,2

Was wird angebaut in Zahlen 2001

46% Soja Futterpflanze
20 % Baumwolle
11 % Raps
7 % Mais

Schon in den vergangenen Jahren gab es immer wieder Allergien , die auf den "Genuss" gentechnisch veränderter Pflanzen zurückzuführen waren. Vor allem wollen 70% der Verbraucher keine Nahrungsmittel, in denen gentechnisch veränderte Pflanzen oder Zutaten verarbeitet sind. Um den Verbraucherschutz zu gewährleisten, müssen ab 19.4.2004 alle Produkte von den Landwirten wie auch von der verarbeitenden Lebensmittelindustrie gekennzeichnet werden. Der Verbraucher soll selbst entscheiden können, was er isst.

Probleme wird es vor allem bei der Erzeugung landwirtschaftlicher Produkte wie Mais oder Raps, zunehmend auch Sonnenblumen, geben, da die meisten Pflanzen über Wind oder Insekten sich in nicht gentechnisch veränderte Pflanzen einkreuzen können und so nicht gewährleistet ist, dass in Zukunft z.B. gentechnikfreier Raps geerntet werden kann. Die großen Saatguthersteller haben meistens Patente auf gentechnisch veränderte Pflanzen und der Erzeuger, wenn er es auch nicht gesät, aber dummerweise geerntet hat, muss die Lizenzgebühren an die Firma abführen, auch nachträglich (Percy Schmeiser, Kanada, gegen Montsanto)

Der Erzeuger ist in der Beweispflicht und wird mit bis zu 50 000 € bestraft, wenn in seinen als gentechnikfrei deklarierten Ernte bis zu 1% gentechnisch veränderte Bestandteile gefunden werden.

Nun gibt es Landwirte (146 Versuchsfelder in der BRD) die solche Pflanzen anbauen. Es muss noch geklärt werden, in welchem Abstand die Bauern, die keine gentechnisch veränderten Pflanzen anbauen wollen, produzieren können, ohne sich gentechnische veränderte Bestandteile -- im wahrsten Sinne des Wortes - einzufangen.

Für eine europaweite Festlegung von Schwellenwerten für zufällige und technisch unvermeidbare (Transport) gentechnisch veränderte Bestandteile in herkömmlichen Lebens- und Futtermitteln wird keiner von 0,0 % angestrebt, sondern einer von 0,5 %, Bayer. Bauernverband geht 2%, weil realistischer. Das ist wohl aussagekräftig genug.

In Bayern sind gentechnikfreie Anbauzonen und in allen Regierungsbezirken vorhanden.

Sind erst einmal diese Pflanzen ausgebracht, sind die gentechnischen Bestandteile in der Region und nicht wieder rückholbar. Da gibt es keine Halbwertzeit wie bei Atomen (Tschernobyl).

Tierische Produkte, auch wenn gentechnisch veränderte Pflanzen verfüttert wurden, müssen nicht gekennzeichnet werden. Darunter fallen Fleisch, Milch, Käse und auch Zusatzstoffe wie Glutamat oder Riboflavin). Alles was unter 0,9% Anteil in gentechnisch veränderten Produkten liegt, muss nicht gekennzeichnet werden.

Das Unbehagen bei Nahrungsmittel rührt daher, dass die unumkehrbaren Konsequenzen nicht genügend klar sind. Denn nachgewiesenermaßen bringen gentechnisch veränderte Pflanzen nicht immer die angestrebten Eigenschaften. Es ist in der Regel schwierig, Allergien z.B. nachzuweisen, die auf gentechniscb veränderte Lebensmittel zurückzuführen sind (Xylol und Konsorten bei Raumluft)

Unsere Regierung befürwortet die Gentechnik aus wissenschaftlichen und wirtschaftlichen Gründen. Siehe Beschluss 11.2.04 Außerdem muss EU-Recht in Nationales Recht umgesetzt werden (Anbau von BT Mais).

Die Mehrheit der Bevölkerung steht den gentechnisch veränderten Produkten ablehnend gegenüber, weil das Risiko nicht abzuwägen ist.
Die gentechnisch veränderten Pflanzen übertragen ihre "neuen Eigenschaften" mit ihrem Erbgut sei es durch Wind oder durch Insekten.
Bienen z.B. fliegen bis zu 5 km weit, und der Wind ist nicht berechenbar.
Auch im Boden bleiben wie bei Raps bis zu ca. 28 Jahren Samen zurück.

In den besuchten Veranstaltungen vor Ort macht mich eine Frage eines Besuchers sehr nachdenklich. Dieser meinte, wenn alles so sicher ist, warum
a) die Saatgut-Herstellerfirmen keine Garantie bieten und
b) keine Versicherungsgesellschaft den Bauern Versicherungen anbietet falls
1. gentechnisch veränderte Pflanzen auskreuzen
2. sich ein Bauer unwissentlich solche Samen einfängt und er seine Ernte nicht mehr als gentechnikfrei verkaufen kann

Im Bayerischen Landtag ist Schnappauf zunächst gescheitert großflächig gentechnisch veränderten Mais zum Anbau freizugeben. Nicht unerheblich war dabei, in kleinräumiger bäuerlicher Struktur Risiken einer Freisetzung auszuschließen und Abstandsflächen vorzuschreiben, dass alle Arten von Landwirten existieren können wie Öko-Bauern, herkömmlichproduzierende Landwirte und Landwirte, die mit gentechnisch veränderten Pflanzen produzieren möchten.

Mittlerweile gibt es 3 bekannte und 7 weitere große Flächen in BY, auf denen BT Mais angebaut wird. Landwirte, die angrenzen an diese Felder und das nicht wissen, sind die gelackmeierten.

Die Bundesregierung hat mittlerweile beschlossen, dass Bauern, die GVO Saatgut ausbringen, den Standort in ein Register eintragen lassen müssen und für Verunreinigungen anderer Felder in Regress genommen werden können. Auch nach diesem Beschluss ist Landwirtschaftminister Miller nicht bereit, die sieben Standorte zu nennen, auf denen in Bayern BT-Mais angebaut wird.

Bienenvölker, die ausschließlich Pollen von BT-Mais sammelten, sind in Verbindung mit einem sonst harmlosen Krankheitserreger zu 100 Prozent eingegangen, Vergleichsvölker mit herkömmlichen Mais nicht.

In Nordamerika, wo der BT-Mais großflächig seit vielen Jahren angebaut wird, ist nach drei bis vier Jahren der Schutz gegen Insekten vorbei gewesen, weil sie resistent geworden sind. Nun müssen deutlich mehr und neue Spritzmittel eingesetzt werden.

Die Welternährungsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) beleuchtet die grüne Biotechnik aus einem anderen Blickwinkel. Nach ihrer Einschätzung werde das Potential für die Landwirtschaft nicht ausreichend genutzt. Die meisten Anwendungen konzentrierten sich auf Insektenresistenz und Herbizidtoleranz statt auf Toleranz gegenüber von Bodenversalzung und Dürre. Das betrifft Kuhbohne, Hirse, Mohrenhirse und Liebessgras, die für die Ernährung in den betreffenden Gebieten Grundlage seien. Dasselbe gilt für Reis und Cassava.

Einsatz der Roten Gentechnik

In der Medizin ist der Einsatz der Gentechnik kaum umstritten, laufen doch die meisten Herstellungsprozesse in Laboren ab und nur eine weniger große Anzahl von Menschen nimmt diese Produkte zu sich (Insulin...).

Weitaus bedenklicher ist der Eingriff in die menschliche Keimbahn und auf diesem Gebiet ist die deutsche Gesetzgebung viel enger und restriktiver als das europäische Recht. Mittlerweile ist das menschliche Genom entschlüsselt!!! (Tierversuche finden laufend statt, Dolly...).
Mittlerweile ist aus Korea ein Versuch bekannt gegeben worden, menschliche Zellen klonen zu können. Bei allen Tierversuchen hat sich allerdings herausgestellt, dass Krankheiten, Deformationen bei den Klonen in der Regel auftreten und diese früh sterben. (Hier erinnere ich an den ca 1940 verfassten Roman von Aldous Huxley Brave New World)

Natürlich ist das, was ich geschrieben habe nicht perfekt, aber ich hoffe es hilft euch etwas beim Argumentieren.
Solltet ihr noch Fragen haben, wendet euch an mich.
Barbara Hermanns


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