Stand 2000/05/15     -     (Homepage von www.lochner-fischer.de)    (Zwangsarbeiter)
 Wirtschaft zur BayernSPD
 

Das Ergebnis der Aktion vom 8. Mai 2000 in München


Zwangsarbeiter/Zwangsarbeiterinnen endlich entschädigen!

Viele Firmen
zahlen immer noch nicht!

Über 50 Jahre müssen nun schon ehemalige Zwangsarbeiter und -arbeiterinnen auf eine Entschädigung ihrer Frondienste warten. Es waren über 10 Mio. Menschen, die in der Kriegswirtschaft der NS-Diktatur zwischen 1939 und 1945 zwangsweise unter unmenschlichen Bedingungen arbeiten mußten. Sie erhielten, wenn überhaupt, einen Hungerlohn.

"Zahlreiche Barackenlager und Massenquartiere prägten während der Kriegsjahre das Stadtbild. Täglich zogen Kolonnen von ausländischen Arbeitskräften - teilweise begleitet von bewaffneten Wachmannschaften - von ihren armseligen Quartieren zu den zugewiesenen Arbeitsstätten. Am Arbeitsplatz selbst wurden mit zunehmender Kriegsdauer immer mehr deutsche durch ausländische Arbeitskräfte ersetzt; bald war in manchem Münchner Betrieb jeder zweite Beschäftigte ein Ausländer. In den letzten Kriegsjahren waren es vor allem KZ-Häftlinge und Kriegsgefangene, die zwangsweise und unter Einsatz ihres Lebens nach Luftangriffen Blindgänger und Zeitzünderbomben entschärften oder als Städtische Soforthilfe-Kommandos Bombenschäden beseitigten und damit der einheimischen Bevölkerung einen unschätzbaren Dienst erwiesen. Die Grundversorgung der Münchner und eine funktionsfähige Infrastruktur konnten schließlich nur noch durch die Arbeitsleistung der ZwangsarbeiterInnen aufrechterhalten werden."

So beschrieb Altoberbürgermeister Georg Kronawitter die Situation im Vorwort zum Buch "Zwangsarbeit in der Münchener Kriegswirtschaft 1939-1945" im August 1991.

Betriebe beuteten brutal aus

Die Betriebe meldeten beim Arbeitsamt ihren Bedarf. Das NS-Regime lieferte aus den besetzten Gebieten die Arbeitskräfte. Für die Unterbringung und Arbeitsbedingungen waren die Betriebe verantwortlich. Für viele Betriebe stand die reine "ökonomische" Verwertbarkeit der Arbeitskräfte an erster Stelle. Der "Tod durch Arbeit" wurde so brutal betrieben, daß sich der NS-Bevollmächtigte für den Arbeitseinsatz für eine bessere Behandlung der ausländischen Arbeitskräfte einsetzen mußte. Es ist also nicht so, daß der deutschen Wirtschaft die Zwangsarbeiter "aufgedrängt" wurden, im Gegenteil, ihr Hunger nach billigen und willigen Arbeitskräften und ihrer gnadenlosen Ausbeutung war unerschöpflich.

Entschädigung erst ab 1996

Das Londoner Schuldenabkommen von 1953 sah eine Entschädigung für entgangenen Lohn, für die Deportation aus der Heimat und für die unmenschliche Behandlung erst für die Zeit nach einem Friedensvertrag vor. Das Bundesverfassungsgericht hat 1996 den Zwei-plus-Vier-Vertrag von 1990 als Friedensvertrag anerkannt. Erst jetzt gibt es einen individuellen Rechtsanspruch auf Entschädigung. Die Zwangsarbeit von Kriegsgefangenen ist weiterhin offen.

Aus moralischer Verpflichtung aber auch aus Sorge um das Ansehen Deutschlands im Ausland soll nun über die Stiftung "Erinnerung, Verantwortung und Zukunft" wenigstens ein Teil des erlittenen Unrechts wieder gutgemacht werden. Allerdings sind noch nicht einmal 3 Mrd. Mark von den zugesagten 5 Mrd. durch die deutsche Wirtschaft gesammelt worden. In München sind es immer noch mehrere 100 Firmen, die sich ihrer Verpflichtung widersetzen (siehe eine Auswahl auf der Rückseite). Es wird höchste Zeit, daß schnell mit der Auszahlung an die Opfer begonnen wird, da ohnehin viele wegen ihres hohen Alters und gesundheitlicher Schädigungen den Tag der Wiedergutmachung nicht mehr erleben werden.



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Eine Auswahl der größeren Münchner Firmen, die Zwangsarbeiter/innen beschäftigten, aber noch nicht Mitglied der Stiftungsinitiative "Erinnerung, Verantwortung und Zukunft" (Entschädigungszahlungen) sind (Stand: 14.5.2000)

Fett = Name während der Nazi-Diktatur

Bavaria-Film
Bavaria Film GmbH, Bavariafilmplatz 7, 82031 Geiselgasteig

Haushahn
C. Haushahn GmbH & Co. Aufzüge, Neumarkter Str. 81, 81673 München

Häusler "Opel-Häusler"
Johann Häusler & Co. KG Kfz Vertriebs GmbH, Landsberger Str. 83-87, 80339 München

Kübler-Metallbau
Fritz Kübler Metallbau GmbH, Kleinstr. 5, 81379 München

Kunz Alfred, Bauunternehmen
Alfred Kunz GmbH Hoch- und Tiefbau, Frankfurter Ring 224, 80807 München

Löwenbräu
Löwenbräu AG, Nymphenburger Str. 4, 80335 München

Ludwig, Bauunternehmen
Ludwig GmbH Bauunternehmung, Paul-Heyse-Str. 27, 80336 München

Metzeler Lager, Metzler Gummiwerke
Metzeler Reifen GmbH, Gneisenaustr. 15, 80992 München

Mössner Druckgußwerk
Mössner AG, Unterbiberger Str. 37, 81737 München

0 & K Geissler
0. & K. Geißler GmbH Werkzeug- und Maschinenbau, Grubmühlerfeldstr. 32, 82131 Gauting

Rathgeber
Rathgeber AG, Untermenzinger Str. 1, 80997 München

Reichsbahn
Deutsche Bahn AG

Reichspost
Deutsche Post AG

Robel
Georg Robel GmbH & Co. Masch.-Fabrik, Thalkirchner Str. 210, 81371 München

Schaltbau GmbH
Schaltbau AG, Klausenburger Str. 6, 81677 München

Spaten Brauerei
Spaten-Franziskaner-Brau KGaA, Marsstr. 46, 80335 München

Vereinigte Werkstätten für Kunst im Handwerk
Vereinigte Werkstätten für Kunst im Handwerk GmbH, Brienner Str. 9, 80333 München

Wamsler (Herd)
Wamsler Großküchentechnik GmbH, Lindberghstr. 12, 82178 Puchheim
Haus- u. Küchentechnik GmbH, Gutenbergstr. 25, 85748 Garching

Werberger, Bauunternehmen
Karl Werberger Hoch- und Tiefbau, Scapinellistr. 18, 81241 München

V.i.S.d.P.: Wolfgang Schulz/SPD, Klenzestr. 45, 80469 München


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