www.lochner-fischer.de (aufgenommen am 31.01.2000)
 Dokumente zur Bundespolitik zur SPD
 


Arbeitsplanung und Arbeitsorganisation
des SPD-Parteivorstandes 2000/2001

In seiner Sitzung am 31. Januar 2000 hat der SPD-Parteivorstand die folgende Arbeitsplanung für die Jahre 2000/2001 beschlossen:


Politik braucht klare Schwerpunkte, klare Strukturen und einen klaren Fahrplan.
Der Parteivorstand gibt sich bis zum Parteitag 2001 folgende Arbeitsgliederung und konzentriert sich in 2000 politisch auf die nachfolgenden Schwerpunkte.

 

  1. Arbeitsgliederung
  2. Arbeitsgemeinschaften:

    Der SPD-Parteivorstand - und die Vorstände der anderen Gliederungsebenen - haben in den zurückliegenden Jahrzehnten und Jahren, Arbeitsgemeinschaften eingerichtet.

    Die Arbeitsgemeinschaften haben die Aufgabe:

    · Zielgruppen für die Politik der SPD und der Arbeit in der SPD zu gewinnen.

    · Programmatische Vorschläge zu entwickeln und sie in die Partei einzubringen.

    · Kontakte zu Verbänden, Organisationen, Multiplikatoren und interessierten Personen herzustellen und zu pflegen.

    · Qualifizierung von Personen durch politische Schulungs-, Bildungs- und Informationsarbeit zu betreiben.

    · Personen fördern und unterstützen.

    · Partizipationsmöglichkeiten zu verbessern.

    Die Arbeitsgemeinschaften sind für die Partei unverzichtbar; sie müssen aber - genau so wie dies die Partei insgesamt tun muß - ihre Arbeit aktivieren und zeitgemäß fortentwickeln.

    Wir brauchen in den Jahren 2000/2001 deutliche Schritte in der Modernisierung und Öffnung der Arbeitsgemeinschaften. Die Zielgruppen und Vorfeldarbeit der SPD muß verbessert und verbreitert werden.


    Kommissionen:

    Kommissionen sind Arbeitsgremien, die vom Parteivorstand eingesetzt werden und die bis zum jeweils nächstem ordentlichen Bundesparteitag arbeiten. Nach jedem Parteitag wird neu über die Arbeit der Kommissionen entschieden.

    Neben den satzungsgemäß notwendigen Kommissionen wie Kontroll- und Schiedskommission bearbeiten die Kommissionen politische Fragen von grundsätzlicher Bedeutung, die in einem dauerhaften, kontinuierlichen Arbeitsprozeß bearbeitet werden müssen:

    Satzungsrechtlich vorgeschriebene Kommissionen:
    Kontrollkommission Ch. Randzio-Plath
    Schiedskommission D. Posser

    Vom Parteitag beschlossene Kommissionen:
    Grundsatzprogrammkommission G. Schröder, R. Scharping
    Komm. Internationale Finanzmärkte H. Eichel, J. Poß

    Kommissionen mit festem Arbeitsprogramm:
    Grundwertekommission W. Thierse
    Historische Kommission B. Faulenbach
    Komm. Gleichstellungspolitik K. Junker
    Komm. Internationale Politik R. Scharping
    Komm. Migration H. Wieczorek-Zeul
    Europakommission N. Wieczorek


    Foren:

    Der Parteivorstand hat in den letzten Jahren Foren eingerichtet, um die Zielgruppen- und Vorfeldarbeit der Partei weiter zu optimieren und um den Sachverstand in den gesellschaftlichen Gruppen stärker in unsere Politik einzubeziehen. Folgende Foren sollten fortgeführt bzw. forciert werden:
    Forum Ost M. Stolpe
    Forum Kultur W. Thierse
    Forum Wissenschaft E. Bulmahn
    Forum Eine Welt H. Wieczorek-Zeul
    Forum Familie R. Schmidt


    Projektgruppen

    Projektgruppen werden mit konkretem Arbeitsauftrag und mit Befristung vom Parteivorstand eingerichtet. Vom vergangenen Parteivorstand eingesetzte Projektgruppen, die ihre Arbeit noch nicht beendet haben:
    Zukunft der Arbeit O. Schreiner
    Eigeninitiative und Selbständigkeit P. Struck
    PG Kommunalpolitische Leitsätze H. Hoffmann

    Vorschlag:

    • Die Projektgruppen "Zukunft der Arbeit" und "Selbständigkeit" erhalten den Auftrag bis Mitte 2000 ihre Arbeitsergebnisse vorzulegen, evtl. als Zwischenergebnis.
    • Es wird eine Projektgruppe Jugend eingerichtet. Die Projektgruppe begleitet auch die Schwerpunktaktivitäten "Jugend" des Parteivorstandes.

    Räte

    Räte sind Diskussionsrunden mit einer spezifischen Aufgabe und einem festem Personenkreis.
    Gewerkschaftsrat
    Seniorenrat

    Beauftragte

    Der Parteivorstand beauftragt Personen mit der Vertretung der SPD in folgenden Bereichen, bzw. mit der systematischen Kontaktpflege:
    Kirchen H. Däubler-Gmelin
    Sport R. Scharping, u.A.
    Türkei A. Fuchs

    Adhoc-Gruppen

    Zur kurzfristigen Bearbeitung von aktuellen Fragen kann das Präsidium sowie der Parteivorstand eine Adhoc-Gruppe einrichten.

 

2. Politische Schwerpunkte der Parteiarbeit

Das Jahr 2000 ist das Jahr

  • In dem wir in der Bundespolitik wichtige Reformprojekte durch- und umsetzen müssen
  • In dem wir zwei entscheidende Landtagswahlen zu bestehen haben
  • In dem wir neue Akzente in der Parteientwicklung und -modernisierung setzen müssen

Bei allen Schwerpunktmaßnahmen werden Gleichstellungsaspekte in die Konzeption und Umsetzung mit einbezogen. Neben der Begleitung, Unterstützung und Kommunikation der Reformpolitik der sozialdemokratisch geführten Bundesregierung, setzt der SPD-Parteivorstand folgende Schwerpunkte:

 

Schwerpunkt 1 - Jugend

Die Intensivierung des Dialoges mit der jungen Generation steht für uns an der Spitze der politischen Agenda:

  • Zu diesem Zweck führt der Parteivorstand eine Dialogreihe "Euer Jahrhundert" durch. Wir wollen dabei mit der jungen Generation den intensiven Dialog über ihre Zukunftserwartungen führen.
  • Die Debatte über die zukünftigen Herausforderungen in der Bildungspolitik werden wir - auch nach Durchführung des Bildungskongresses - intensivieren.
  • Wir werden unter dem Begriff "Dialog der Generationen" die Diskussion zwischen Alten und Jungen zu den Zukunftsfragen der solidarischen Gesellschaft organisieren.
  • Wir werden den im Jahr 1997 begonnenen Dialog mit jungen Nachwuchskräften in Wirtschaft, Wissenschaft und Kultur wieder aufnehmen.

 

Schwerpunkt 2 - Arbeit und Wirtschaft

Die Sicherung bestehender und Schaffung neuer Beschäftigungsfelder ist die Schlüsselfrage für die dauerhafte Sicherung der Bundesrepublik als Wohlstandsland und als Land mit einem hohem Niveau an sozialer Gerechtigkeit. Alle Anstrengungen der Politik richten sich im Kern darauf, hier Fortschritte zu erzielen. Die Projektgruppen "Zukunft der Arbeit" und "Neue Selbständigkeit" setzen sich intensiv mit diesen Fragen auseinander. Diese Projektgruppen werden bis Mitte diesen Jahres Berichte vorlegen. Unter der Federführung von Hans-Martin Bury starten wir eine Reihe "Willy-Brandt-Haus-Gespräche", die vor allem die Kommunikation mit jungen Unternehmerinnen und Unternehmern aus dem Bereich der IuK-Technologien intensivieren sollen.

 

Schwerpunkt 3 - Ost

Die Landtagswahlen 1999 in den neuen Ländern haben die SPD insbesondere in Thüringen und Sachsen dramatisch zurückgeworfen. Wir brauchen neue Initiativen in Ostdeutschland, um die Partei zu stärken und die Wählerbindung zu erhöhen. Wir werden in Absprache mit allen Landesverbänden Ost in diesem Jahr Modellprojekte starten. Hierbei soll auch der Kulturbereich besonders angesprochen werden.

 

Schwerpunkt 4 - Migration

Durch die veränderten Staatsbürgerschaftsregelungen werden bei zukünftigen Wahlen immer mehr Migrantinnen und Migranten wahlberechtigt sein. Etwa die Hälfte der 7,3 Millionen Mitbürgerinnen und Mitbürger mit ausländischem Paß hat nach der Neuordnung des Staatsbürgerschaftsrechts einen Anspruch auf Einbürgerung. Schon jetzt sind die 1,8 Millionen EU-Bürgerinnen und -Bürger - aber auch Eingebürgerte und Aussiedler - vor allem in Ballungsgebieten große Wählergruppen, deren Mobilisierung zumindest in Großstädten mit den Ausschlag gibt. Diese Gruppen wollen wir gezielt ansprechen und für die Politik der SPD gewinnen. Nach den bisherigen Erfahrungen sind die Migrantinnen und Migranten für die Politikangebote der SPD offen, es gibt hohe Sympathiewerte für die SPD, die Wahlbeteiligung ist aber gering.

Vor diesem Hintergrund hat der Parteivorstand 1999 beschlossen, das Thema Migrationspolitik zu einem Arbeitsschwerpunkt zu machen. Die Arbeit wurde bereits aufgenommen.

 

Schwerpunkt 5 - Europa

Politische Entscheidungen in wesentlichen Politikbereichen werden zunehmend auf der europäischen Ebene bestimmt oder mit vollzogen. Dies ist von uns politische gewollt und dieser Prozeß wird sich in den nächsten Jahren noch weiter intensivieren. Wir werden die Abstimmung mit den anderen europäischen sozialdemokratischen und sozialistischen Parteien vertiefen, um zu klareren Verständigungen zu den anstehenden Schritten zu kommen. Insbesondere die Fragen im Zusammenhang mit der anstehenden Osterweiterung der EU werden hier im Mittelpunkt stehen.

 

Schwerpunkt 6 - Programmdebatte

Wir werden die Diskussionen zur Fortschreibung unseres Grundsatzprogrammes innerparteilich und über die Partei hinaus offen führen. Wir wollen eine intensive Debatte über die zeitgemäße Bestimmung unserer Grundwerte. Diese Arbeiten werden von der vom Parteitag eingesetzten Kommission vorangetrieben und die Synergien mit der Grundwertekommission gesucht. Die Kommission wird ihre Arbeit noch im 1.Halbjahr beginnen und noch in diesem Jahr den öffentlichen Diskurs starten.

 

Schwerpunkt 7 - Partei 21

Wir sind die erste Partei im 21. Jahrhundert. Die SPD als Werte-, Mitglieder- und Volkspartei ist ein wesentlicher und stabiler Faktor unserer demokratischen Kultur. Die Lebendigkeit, Transparenz und Offenheit der demokratischen Volksparteien sind wesentliche Erfolgsfaktoren der parlamentarischen Demokratie.

Wir werden in diesem Jahr Projekte zu folgenden Bereichen durchführen:

a) Nachwuchsförderung

Mit dem Jugendparteitag 1996 und der Aktion "30 unter 40" sind erste wichtige Schritte unternommen worden. Aber das reicht noch nicht und diese Herausforderung gibt es auf allen Ebenen der Partei. Wir werden deshalb - in engem Dialog mit den Landesverbänden, Bezirken und Unterbezirken - die Förderung und Forderung der jungen Parteimitglieder zu einem Schwerpunkt machen.

b) Professionalisierung und Personalauswahl

Politik, politische Prozesse und die Wahrnehmung politischer Funktionen sind komplexer geworden - und damit steigen auch die Anforderungen an die Wahrnehmung politischer Funktionen. Wir werden die Instrumente der innerparteilichen Bildungsarbeit stärker darauf abstellen.

c) Kommunale Politik

Die große Stärke der SPD liegt in ihrer kommunalen Verankerung. Die SPD verfügt in den Kommunen über eine große Zahl von profilierten Politikerinnen und Politikern.

Das Thema Kommunalpolitik muß stärker auch den Parteivorstand beschäftigen. Dabei geht es um zwei Zielsetzungen:

  • Die moderne Stadt. Die horizontale Vernetzung der Fachpolitiken vor Ort und die Wechselwirkungen zwischen Bundes-, Landes- und Kommunalpolitik - siehe adhoc Gruppe -
  • Die Modernisierung der Volkspartei SPD in den großen Städten.