www.lochner-fischer.de (aufgenommen am 18.06.2003; ergänzt 11.08.2003)
Wirtschaft
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Manche meinen, Linux sei eine Firma. Es ist aber ein Hersteller unabhängiges Betriebssystem für Computer, das freie Programmierer entwickelt haben und das allen kostenlos im Internet zur Verfügung steht. Jede Firma kann es nutzen, anpassen oder weiter entwickeln. Es ist eine OpenSourceSoftware (für jeden lesbarer Kode). Viele kleine und größere Betriebe warten seit langem darauf, dass die Politik diese Entwicklung positiv begleitet.
Open-Source-Produkte sind damit das genaue Gegenteil von Software aus dem Hause Microsoft. Es hat nicht einmal seinen Source-Code (Quellcode) von Windows 2000 dem Bundesamt für Sicherheit offen gelegt, damit dieses die mit dem Programm verbundenen Sicherheitsprobleme überprüfen konnte. Microsoft war es egal, dass das zu einer Sicherheitswarnung des Bundesamtes führte. Schließlich ist die Firma so marktbeherrschend, dass sich schon fast niemand mehr vorstellen kann, dass es auch noch andere Betriebssysteme gibt.
Microsoft versuchte immer wieder - trotz der Auflagen von US-amerikanischen Gerichten - seine Software so zu gestalten, dass Programme anderer Anbieter auf dem selben Computer entweder gar nicht laufen oder zumindest mit erheblichen Schwierigkeiten. Das verdrängte Konkurrenten aus dem Markt.
Anders ist das mit Open-Source-Software wie z.B. das Betriebssystem Linux, hinter dem keine Firma steht, sondern das von verschiedenen Firmen oder einzelnen Entwicklern in unterschiedliche Richtungen weiterentwickelt werden kann bzw. wurde. Linux gehört niemanden und kann von jedem genutzt werden. Zudem ist es längst kein Expertensystem mehr, da Linux ebenfalls mit der "Fenstertechnik" arbeitet.
Die Entscheidung der Stadt München für Linux ist also keine Entscheidung für eine bestimmte Firma, sondern für eine bestimmte Art eines Betriebssystems, das Hersteller unabhängig ist. Eine Entscheidung für Windows wäre dagegen automatisch eine für die Firma Microsoft gewesen. Im Jahre 2004 wird München den Auftrag für den Einsatz von Linux ausschreiben. Theoretisch könnte Microsoft sich darum auch bewerben.
Die Entscheidung der Stadt München war also eine Entscheidung
für mehr Freiheit bei der Auswahl von Herstellern, Anbietern und Programmen
für mehr Arbeitsplätze und Arbeitsplatzsicherheit in München und Bayern
für mehr Wettbewerb auf dem Softwaremarkt.
Monica Lochner-Fischer, MdL
(Programmiererin)
Mehr zum Thema auf dieser Homepage:
Rathausumschau, 30.5.2003:
München setzt auf Open-Source-Software
Oberbürgermeister Christian Ude (aus der Homepage LHSt München am 16.6.2003):
Hier schreibt der OB: "Software: Mauerfall an der Isar"
Bayern: Weniger Microsoft - Weniger Gastgeschenke? Zur kostenlosen Einführung von MS in bayerischen Einrichtungen
Lochner-Fischer verteidigt Wahlplakat bei Microsoft (PM 07.08.03)
Mehr zum Thema (Links):
Kampagne http://linux-muenchen.de/
Linux kann kostenlos unter http://www.kernel.org/ geladen und verwendet werden
Bayern:
Weniger Microsoft - Weniger Gastgeschenke?
Als der ehemalige Chef von Microsoft Bill Gates 1998 Bayern besuchte, brachte er ein beachtliches Gastgeschenk mit: Kostenlose Software und Geldspenden für Bayerns Schulen im Wert von insgesamt 4 Millionen Mark sowie ein größeres Paket kostenloser Lizenzen (für die Lehrkraftfortbildung) und eine "massive Unterstützung" für das Projekt "IT macht Schule". Ministerpräsident Stoiber hat das Geschenk selbstverständlich angenommen. Ende 1999 hat Microsoft an der TU München ein eigenes Competence Center eröffnet und darüber hinaus das Projekt noch mit 2 Mio. Mark unterstützt (siehe hierzu Antwort der Staatsregierung auf Anfrage des SPD-Abg. Kaiser).
Wieviel Geschenke mit welchem Wert wann und an wen sonst noch verteilt wurden, ist mir nicht bekannt. Aus meinem Engagement in der IuK-Kommission des Landtags und der Arbeit im Haushaltsausschuss weiß ich nur, dass es unendlich schwierig ist, die bayerischen Behörden und Einrichtungen aus der Abhängigkeit des Softwareriesen zu befreien. Und das trotz eines eindeutigen Berichts des Bayerischen Obersten Rechnungshofes, der allein schon aus Kostengründen für den Umstieg auf Open Source plädierte (siehe Bayerischer Oberster Rechnungshof Bericht 2001, Ziffer 20 unter http://www.orh.bayern.de/). Die CSU im Haushaltsausschuss des Bayerischen Landtag wollte sich nicht zu der von der SPD beantragten verpflichtenden Umorientierung auf Hersteller unabhängige Software durchringen. Aber immerhin beschloss die Ausschussmehrheit am 5.2.2002 die Aufforderung an die Staatsregierung, Pilotprojekte zum Einsatz von Open-Source-Produkten zu starten und entsprechende Untersuchungen einzuleiten (siehe hierzu Beschluss des Plenums zum ORH-Bericht 2001 auf Drs 14/9009, Ziffer 2 d). Entsprechend der Berichte der Ministerien im Ausschuss läuft inzwischen bei über 250 Dienststellen des Freistaats die Umstellung. Der Finanzminister verlautete (u.a. im MM, 12.6.03), dass in der Vermessungsverwaltung 3000 Rechner mit Linux ausgestattet würden.
Monica Lochner-Fischer, MdL
Mitglied im Haushaltsausschuss des Bayerischen Landtags
Mitglied der interfraktionellen Arbeitsgruppe des Bayerischen Landtags zu Informations- und Kommunikationstechnologien (IuK)
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